Offenstallwissen

Offenstallwissen

​​Weidemanagement auf Gut Heinrichshof

Veterinäramt Hannover fördert Offenstallhaltung

​Veröffentlicht am ​​​​​​​18.​7.201​​​​​​8, geschrieben von Stefan Seyfarth

Auf Gut Heinrichshof haben alle 6 Offenstallgruppen mehrere Wechselweiden. ​Im Idealfall sind es mindestens 4. Insgesamt stehen für 80 Pferde ca. 1​​6 ha Weidefläche zur Verfügung. ​Gerade in diesem dürren Sommer zeigt das Wechselweidensystem viele Vorteile:

  • Die Weiden können sich nach dem Abfressen erholen. Ein ständiger Verbiss wird vermieden. Dadurch hat man mehr Grasaufwuchs und es können sich auch weniger robuste Gräser und Leguminosen entwickeln.
  • Die Pferde fressen nicht nur kurzes, gestresstes Gras, sondern viel besser geeignetes hohes, langhalmiges Gras.
  • Gerade spät blühende Gräser können sich aussamen. Ein natürliches Nachsäen wird ermöglicht.
  • Kein dauerhaftes Kontaminieren durch Pferdeäppel (Wurmdruck).
  • Die Weidepflege ist nach dem Abgrasen sehr zeitnah möglich.
  • Der Boden wird nicht dauerhaft verdichtet. ​Er kann sich wieder erholen, man hat eine bessere Humusbildung, mehr Luftporen im Boden und dadurch eine deutlich verbesserte Wasseraufnahme und -speicherung. Das wirkt sich sowohl zu Regenzeiten spürbar aus (weniger Wasser in den Paddocks) als auch zu Trockenzeiten (länger grüne Weiden).
  • Die Tierwelt kann länger die „stillliegenden“ Weideflächen nutzen. Dieses Jahr hatten wir z.B. ​Gänse, die auf einer Weide am See brüteten. Diese Weide wurde erst geöffnet, nachdem die Küken das Nest verlassen hatten. Aber auch viele andere Kleinstlebewesen, Insekten u.a. Tierarten können die Weiden als Lebensraum länger nutzen.
  • Im Idealfall kann man die Weideflächen so wechseln, dass direkt benachbarte Weiden ​möglichst lange geschlossen bleiben. Somit können sich die Lebewesen in diese Weideflächen zurückziehen. Außerdem wird die abgefressene Weide durch das Aussamen der Nachbarweide teilweise natürlich nachgesät.

Nachteilig sind die ersten erhöhten Investitionskosten (Zaunmaterial). ​Zudem macht das Sicherstellen des Stromflusses mehr Arbeit, als wenn es nur einen Außenzaun gibt.

Wechselweiden im Offenstall

Auf der Drohnenaufnahme sieht man, dass Weide A und C abgefressen w​erden. Weide B bleibt geschlossen, bis die Gräser aussamen. Dadurch werden Weide A und C durch die in der Mitte liegende Weide teilweise natürlich nachgesät (es ist erstaunlich, wie weit die Samen bei passender Windrichtung fliegen :-).


Weide D und E wurden letztes Jahr als Letztes ​genutzt und werden daher diesen Sommer auch als letzte Weide geöffnet (Ende Juli und August). Dadurch dürfen diese Weideflächen sich ​besonders lange erholen. Auf ​den nächsten beiden Fotos sieht man eine Weide, die erst Anfang Juli geöffnet wurde. Ein Aussamen der Obergräser ​​war möglich und auch Blühpflanzen ​können sich bei einer späteren ​Nutzung der Weide ​entwickeln.

Wechselweiden Offenstall
Blumenwiese Offenstall

​Durch die Dürre hat man bei uns dieses Jahr richtiges Steppengras auf den Weiden, welche erst im Juli und August geöffnet werden. Ohne die Wechselweiden wären die Weideflächen schon komplett abgefressen. Auch fressen die Pferde dieses „Heu am Stiel“ nicht so schnell wie das junge, sehr energiehaltige Gras. Die Pferde haben bei uns dadurch im Hochsommer meist eine gute Figur.

Wechselweiden Offenstall
Wechselweiden Offenstall


Durch das Wechselweidensystem kann die abgegraste Weidefläche relativ rasch gepflegt werden. Wir schleppen und mulchen bei Bedarf und fahren, falls vorhanden, Mistbokashi auf die abgeweideten Flächen. Zudem werden die Weiden direkt im Anschluss mit Effektiven Mikroorganismen („EM“) gepflegt. Im Frühjahr und Herbst werden die Weideflächen zudem mit EM und BioAktiv besprüht.

Abhängig von der zur Verfügung stehenden Weidefläche sind die Weidezeiten gruppenspezifisch verschieden. Es gibt drei Gruppen mit Nachtweide, eine Gruppe mit 24 Weidezugang und 2 Gruppen mit Weidezugang von 2,5 – 4 Stunden.

Somit ist es möglich, selbst bei kleiner Fläche 4 Wechselweiden anzubieten. Als Beispiel kann hier das Paddock Trail 1 (10 Pferde) mit 1,7 ha Weidefläche genannt werden. Auf dem nächsten Bild sieht man die rechte Weide des Paddock Trail 1, auf ​der die Pferde aktuell stehen. Ab August wird die linke Weide nebenan geöffnet, welche die letzte von vier Weiden ist. Im Paddock Trail 1 stehen auch einige Pferde, die nicht so viel Gras vertragen. Gerade für diese Pferde ist das ausgewachsene Gras besonders wertvoll.

Im Übrigen ist die Unterteilung oder Umrandung der Weiden durch eine Baum- oder Buschreihe ​eine ​große Aufwertung. So stellt die Baumreihe auf dem oberen Bild nicht nur einen Rückzugsraum für Kleinstlebewesen dar, sondern es bleibt auch ein ca. 1,5 m breiter Streifen mit aussamenden Gräsern stehen. Zudem ist nachgewiesen, dass Bäume den Boden durch die Durchwurzelung und den Laubeintrag nachhaltig verbessern.

​​Weidemanagement auf Gut Heinrichshof

Veterinäramt Hannover fördert Offenstallhaltung

​Veröffentlicht am ​​​​​​​18.​7.201​​​​​​8, geschrieben von Stefan Seyfarth

Auf Gut Heinrichshof haben alle 6 Offenstallgruppen mehrere Wechselweiden. ​Im Idealfall sind es mindestens 4. Insgesamt stehen für 80 Pferde ca. 1​​6 ha Weidefläche zur Verfügung. ​Gerade in diesem dürren Sommer zeigt das Wechselweidensystem viele Vorteile:

  • Die Weiden können sich nach dem Abfressen erholen. Ein ständiger Verbiss wird vermieden. Dadurch hat man mehr Grasaufwuchs und es können sich auch weniger robuste Gräser und Leguminosen entwickeln.
  • Die Pferde fressen nicht nur kurzes, gestresstes Gras, sondern viel besser geeignetes hohes, langhalmiges Gras.
  • Gerade spät blühende Gräser können sich aussamen. Ein natürliches Nachsäen wird ermöglicht.
  • Kein dauerhaftes Kontaminieren durch Pferdeäppel (Wurmdruck).
  • Die Weidepflege ist nach dem Abgrasen sehr zeitnah möglich.
  • Der Boden wird nicht dauerhaft verdichtet. ​Er kann sich wieder erholen, man hat eine bessere Humusbildung, mehr Luftporen im Boden und dadurch eine deutlich verbesserte Wasseraufnahme und -speicherung. Das wirkt sich sowohl zu Regenzeiten spürbar aus (weniger Wasser in den Paddocks) als auch zu Trockenzeiten (länger grüne Weiden).
  • Die Tierwelt kann länger die „stillliegenden“ Weideflächen nutzen. Dieses Jahr hatten wir z.B. ​Gänse, die auf einer Weide am See brüteten. Diese Weide wurde erst geöffnet, nachdem die Küken das Nest verlassen hatten. Aber auch viele andere Kleinstlebewesen, Insekten u.a. Tierarten können die Weiden als Lebensraum länger nutzen.
  • Im Idealfall kann man die Weideflächen so wechseln, dass direkt benachbarte Weiden ​möglichst lange geschlossen bleiben. Somit können sich die Lebewesen in diese Weideflächen zurückziehen. Außerdem wird die abgefressene Weide durch das Aussamen der Nachbarweide teilweise natürlich nachgesät.

Nachteilig sind die ersten erhöhten Investitionskosten (Zaunmaterial). ​Zudem macht das Sicherstellen des Stromflusses mehr Arbeit, als wenn es nur einen Außenzaun gibt.

Wechselweiden im Offenstall

Auf der Drohnenaufnahme sieht man, dass Weide A und C abgefressen w​erden. Weide B bleibt geschlossen, bis die Gräser aussamen. Dadurch werden Weide A und C durch die in der Mitte liegende Weide teilweise natürlich nachgesät (es ist erstaunlich, wie weit die Samen bei passender Windrichtung fliegen :-).


Weide D und E wurden letztes Jahr als Letztes ​genutzt und werden daher diesen Sommer auch als letzte Weide geöffnet (Ende Juli und August). Dadurch dürfen diese Weideflächen sich ​besonders lange erholen. Auf ​den nächsten beiden Fotos sieht man eine Weide, die erst Anfang Juli geöffnet wurde. Ein Aussamen der Obergräser ​​war möglich und auch Blühpflanzen ​können sich bei einer späteren ​Nutzung der Weide ​entwickeln.

Wechselweiden Offenstall
Blumenwiese Offenstall

​Durch die Dürre hat man bei uns dieses Jahr richtiges Steppengras auf den Weiden, welche erst im Juli und August geöffnet werden. Ohne die Wechselweiden wären die Weideflächen schon komplett abgefressen. Auch fressen die Pferde dieses „Heu am Stiel“ nicht so schnell wie das junge, sehr energiehaltige Gras. Die Pferde haben bei uns dadurch im Hochsommer meist eine gute Figur.

Wechselweiden Offenstall
Wechselweiden Offenstall


Durch das Wechselweidensystem kann die abgegraste Weidefläche relativ rasch gepflegt werden. Wir schleppen und mulchen bei Bedarf und fahren, falls vorhanden, Mistbokashi auf die abgeweideten Flächen. Zudem werden die Weiden direkt im Anschluss mit Effektiven Mikroorganismen („EM“) gepflegt. Im Frühjahr und Herbst werden die Weideflächen zudem mit EM und BioAktiv besprüht.

Abhängig von der zur Verfügung stehenden Weidefläche sind die Weidezeiten gruppenspezifisch verschieden. Es gibt drei Gruppen mit Nachtweide, eine Gruppe mit 24 Weidezugang und 2 Gruppen mit Weidezugang von 2,5 – 4 Stunden.

Somit ist es möglich, selbst bei kleiner Fläche 4 Wechselweiden anzubieten. Als Beispiel kann hier das Paddock Trail 1 (10 Pferde) mit 1,7 ha Weidefläche genannt werden. Auf dem nächsten Bild sieht man die rechte Weide des Paddock Trail 1, auf welcher die Pferde aktuell stehen. Ab August wird die linke Weide nebenan geöffnet, welche die letzte von vier Weiden ist. Im Paddock Trail 1 stehen auch einige Pferde, die nicht so viel Gras vertragen. Gerade für diese Pferde ist das ausgewachsene Gras besonders wertvoll.

Im Übrigen ist die Unterteilung oder Umrandung der Weiden durch eine Baum- oder Buschreihe ​eine ​große Aufwertung. So stellt die Baumreihe auf dem oberen Bild nicht nur einen Rückzugsraum für Kleinstlebewesen dar, sondern es bleibt auch ein ca. 1,5 m breiter Streifen mit aussamenden Gräsern stehen. Zudem ist nachgewiesen, dass Bäume den Boden ​durch die Durchwurzelung und den Laubeintrag nachhaltig verbessern.