Offenstallwissen

Wechselbeweidung mit Pferden und Rindern

Veterinäramt Hannover fördert Offenstallhaltung

Veröffentlicht am 28.06.2022 von Katharina Graf 

Als wir 2016 den Pferdehof Glau vom Vorbesitzer übernahmen, übernahmen wir auch eine Herde Hereford Rinder, ca. 40 Tiere (Mutterkühe und Nachzucht). Hereford Rinder sind Fleischrinder, die dort in extensiver Haltung, also immer draußen in ihrem Herdenverband, leben und dort auch geschlachtet werden. 


Die Rinder leben Zaun an Zaun mit unseren Pferden, aber nicht in einer Gruppe. Aus wolfsschutzgründen züchten wir behornte und unbehornte Rinder, wodurch die Verletzungsgefahr jedoch deutlich erhöht ist (für Pferd und Mensch). Hinzu kommt, dass Rinder deutlich grober mit sich, ihren Artgenossen aber auch der Offenstalleinrichtung umgehen.
Wahrscheinlich wären im Handumdrehen unsere Balltränken, Heuraufen, Totholzhecken, Schubberbäume und Unterstände zur Nichte gemacht :). 

So haben die Rinder einen, an Ihre Ansprüche angepassten, Lebensraum, direkt neben den Pferden. Dies hat den praktischen Vorteil, dass unsere Pferde an Rinder gewöhnt sind und keine Angst vor Ihnen haben. 

Unsere Weideflächen teilen sich jedoch die Rinder und Pferde. Nicht gleichzeitig, aber nacheinander.
Im Sommer werden die Weideflächen durch die Pferde beweidet, im Winter weiden die Rinder nach. Diese Wechselbeweidung hat folgende Vorteile: 


  • Rinder fressen die Weideflächen sehr gleichmäßig, aber weniger tief als Pferde, ab. Sie fressen auch die Stellen, die die Pferde nicht mögen. Sodass es danach gleichmäßiger wieder aufwachsen kann. 
  • Der Wurm- / Parasitendruck wird durch Wechselbeweidung reduziert. Parasiten sind wirtsspezifisch, so können Rinder pferdespezifische Parasiten aufnehmen und unschädlich machen und andersherum.
  • Durch das Beweiden der Flächen durch die Rinder werden sie mit frischem Rindermist gedüngt, ein zusätzlicher Nährstoffeintrag, der gerade unseren mageren Sandbodenflächen gut tut.

Wenn wir unsere Rinder auf die Pferdeweiden lassen, gibt es jedoch ein paar Aspekte zur berücksichtigen: 


  • Rinderherden bewegen sich im Normalfall gemeinsam. Sie verteilen sich wesentlich weniger als Pferde, sie gehen gemeinsam essen, trinken und ruhen. Die Weideflächen sollten also so groß sein, dass alle Rinder gleichzeitig fressen können. 
  • Die Eingänge zu den Weiden müssen so platziert sein, dass der kürzeste Weg zwischen zwei Bedürfnissen (in unserem Fall Wasser und Weide) entsteht. Wenn der Eingang zur Weide so platziert ist, dass die Rinder einen Umweg laufen müssen, kann es passieren dass das nicht alle Tiere der Herde verstehen. Sie können dann, sehr ausdauernd, im Zweifelsfalls tagelang in einer Ecke stehen und dort darauf hoffen, dass sich der Zaun von alleine öffnet. Im schlechtesten Fall helfen sie nach und öffnen sich den Zaun selbst - trotz Strom. 
  • Rinderherden haben eine unglaubliche Fressgeschwindigkeit. Unsere Rinderherde schafft es innerhalb von 2 Wochen 10ha der Pferdeweiden nachzuweiden.
  • Alle mobilen Zwischenzäune müssen vor der Beweidung abgebaut werden. Das ist sowieso sinnvoll, damit das Zaunmaterial nicht über Winter kaputt geht. 

Wir sind sehr glücklich, über die Option der Wechselbeweidung mit Rindern und Pferden. Unsere Wiesen sind im Normalfall gut gedüngt und sauber. Hinzu kommt, dass wir immer viel reinen Rindermist zur Verfügung haben, den wir im Herbst auf unseren (Heu)Flächen ausbringen können, ohne dass Wurmprobleme entstehen. 

Zu Bedenken gibt es jedoch, dass auch unsere Rinderherde Zuwendung braucht. Auch wenn unser Hauptaugenmerk auf der Pferdehaltung liegt, müssen wir dafür sorgen dass es den Rindern gut geht, dass die Zäune gepflegt sind und dass alle ihre Bedürfnisse gedeckt sind. Auch kranke Tiere müssen versorgt werden, sie müssen regelmäßig entwurmt werden und Blut abgenommen bekommen.
Wer also damit liebäugelt sich Rinder für die Weidepflege anzuschaffen, sollte den Extraaufwand, das zusätzliche Futter und auch den finanziellen Aspekt bedenken.

Wechselbeweidung mit Pferden und Rindern

Veröffentlicht am 28.06.2022 von Katharina Graf 

Als wir 2016 den Pferdehof Glau vom Vorbesitzer übernahmen, übernahmen wir auch eine Herde Hereford Rinder, ca. 40 Tiere (Mutterkühe und Nachzucht). Hereford Rinder sind Fleischrinder, die dort in extensiver Haltung, also immer draußen in ihrem Herdenverband, leben und dort auch geschlachtet werden. 


Die Rinder leben Zaun an Zaun mit unseren Pferden, aber nicht in einer Gruppe. Aus wolfsschutzgründen züchten wir behornte und unbehornte Rinder, wodurch die Verletzungsgefahr jedoch deutlich erhöht ist (für Pferd und Mensch). Hinzu kommt, dass Rinder deutlich grober mit sich, ihren Artgenossen aber auch der Offenstalleinrichtung umgehen.
Wahrscheinlich wären im Handumdrehen unsere Balltränken, Heuraufen, Totholzhecken, Schubberbäume und Unterstände zur Nichte gemacht :).

Veterinäramt Hannover fördert Offenstallhaltung

Die Oldies in der Herde

So haben die Rinder einen, an Ihre Ansprüche angepassten, Lebensraum, direkt neben den Pferden. Dies hat den praktischen Vorteil, dass unsere Pferde an Rinder gewöhnt sind und keine Angst vor Ihnen haben.  

Unsere Weideflächen teilen sich jedoch die Rinder und Pferde. Nicht gleichzeitig, aber nacheinander. 
Im Sommer werden die Weideflächen durch die Pferde beweidet, im Winter weiden die Rinder nach. Diese Wechselbeweidung hat folgende Vorteile: 


  • Rinder fressen die Weideflächen sehr gleichmäßig, aber weniger tief als Pferde, ab. Sie fressen auch die Stellen, die die Pferde nicht mögen. Sodass es danach gleichmäßiger wieder aufwachsen kann. 
  • Der Wurm- / Parasitendruck wird durch Wechselbeweidung reduziert. Parasiten sind wirtsspezifisch, so können Rinder pferdespezifische Parasiten aufnehmen und unschädlich machen und andersherum.
  • Durch das Beweiden der Flächen durch die Rinder werden sie mit frischem Rindermist gedüngt, ein zusätzlicher Nährstoffeintrag, der gerade unseren mageren Sandbodenflächen gut tut.

Wenn wir unsere Rinder auf die Pferdeweiden lassen, gibt es jedoch ein paar Aspekte zur berücksichtigen: 


  • Rinderherden bewegen sich im Normalfall gemeinsam. Sie verteilen sich wesentlich weniger als Pferde, sie gehen gemeinsam essen, trinken und ruhen. Die Weideflächen sollten also so groß sein, dass alle Rinder gleichzeitig fressen können. 
  • Die Eingänge zu den Weiden müssen so platziert sein, dass der kürzeste Weg zwischen zwei Bedürfnissen (in unserem Fall Wasser und Weide) entsteht. Wenn der Eingang zur Weide so platziert ist, dass die Rinder einen Umweg laufen müssen, kann es passieren dass das nicht alle Tiere der Herde verstehen. Sie können dann, sehr ausdauernd, im Zweifelsfalls tagelang in einer Ecke stehen und dort darauf hoffen, dass sich der Zaun von alleine öffnet. Im schlechtesten Fall helfen sie nach und öffnen sich den Zaun selbst - trotz Strom. 
  • Rinderherden haben eine unglaubliche Fressgeschwindigkeit. Unsere Rinderherde schafft es innerhalb von 2 Wochen 10ha der Pferdeweiden nachzuweiden.
  • Alle mobilen Zwischenzäune müssen vor der Beweidung abgebaut werden. Das ist sowieso sinnvoll, damit das Zaunmaterial nicht über Winter kaputt geht. 

Wir sind sehr glücklich, über die Option der Wechselbeweidung mit Rindern und Pferden. Unsere Wiesen sind im Normalfall gut gedüngt und sauber. Hinzu kommt, dass wir immer viel reinen Rindermist zur Verfügung haben, den wir im Herbst auf unseren (Heu)Flächen ausbringen können, ohne dass Wurmprobleme entstehen. 

Zu Bedenken gibt es jedoch, dass auch unsere Rinderherde Zuwendung braucht. Auch wenn unser Hauptaugenmerk auf der Pferdehaltung liegt, müssen wir dafür sorgen dass es den Rindern gut geht, dass die Zäune gepflegt sind und dass alle ihre Bedürfnisse gedeckt sind. Auch kranke Tiere müssen versorgt werden, sie müssen regelmäßig entwurmt werden und Blut abgenommen bekommen. 
Wer also damit liebäugelt sich Rinder für die Weidepflege anzuschaffen, sollte den Extraaufwand, das zusätzliche Futter und auch den finanziellen Aspekt bedenken.

Veterinäramt Hannover fördert Offenstallhaltung

Die Oldies in der Herde