Studie aus der Schweiz: Auswirkungen von Heunetzen auf die Fressgeschwindigkeit
Veröffentlicht am 22.2.2015
Am Schweizerischem Nationalgestüt (Agroscope) wurde ein wissenschaftlicher Versuch durchgeführt über den Einfluss von Heunetzen auf die Fressgeschwindigkeit.
Dazu wurde eine Gruppe von 12 Stuten in einem Offenstall beobachtet, (für die Untersuchung wurde das Verhalten von 6 daraus zufällig ausgesuchten Pferden protokolliert). Das Heu wurde in Fressständern angeboten. In diesen Ständern wurde es durch eine Netz abgedeckt und der Zugang zum Heu per Computer gesteuert. Dieses System wird Sparraufe genannt. Zu Nicht-Fresszeiten steht das Netz vor dem Heu senkrecht, so dass die Pferde nicht fressen können. Zu den einprogrammierten Fresszeiten liegt das Netz dann waagerecht auf dem Heu.
Die Stuten hatten immer eine Gesamtfresszeit von 300 Minuten pro Tag, wobei verschiedene Intervalle (5, 8 oder 12 Fresszeiten entsprechender Länge) pro Tag und verschiedene Netze (kein Netz, 4,5cm und 3 cm Maschenweite) getestet wurden. Es wurden zudem die Anzahl der Kauschläge erfasst, die Verdrängungen am Fressplatz, die Aufenthaltsdauer in den Fressständern und die Liegezeiten der Pferde.
Diese Arbeit wurde veröffentlicht in der Zeitschrift „Vet Journal, Nr.67, Dezember 2014“.
Ich fand die Ergebnisse und vor allem auch die „Neben-Beobachtungen“ dieser Studie interessant. Zunächst zu dem Haupt-Fokus der Untersuchung:
Bei 4,5 cm Netzen hat man nur einen geringen Effekt, bei den 3 cm Netzen jedoch schon eine deutlichere Verlangsamung bei der Futteraufnahme. Wenn man davon ausgeht, dass die gesamte Fresszeit gleich bleibt (in diesem Versuch war es so vorgegeben), dann nehmen die Pferde durch die engmaschigen Netze weniger Heu auf. Es ist demnach ein hilfreicher Schritt für lange Fresszeiten ohne Verfettung. Die Auswirkung der Netze wird allerdings je nach Heuart unterschiedlich ausfallen. Weicheres Heu und längere Halme gehen besser durch die Netze als zum Beispiel härteres Heu oder kurze Halme. Aber wie fast überall gibt es auch hier Ausnahmen:
Da auch die Anzahl der Kauschläge der Pferde protokolliert wurde, gab es eine weitere Aussage dieser Studie über das „Zupfen und Kauen“.
Ich habe das zunächst eher als negativen Effekt gesehen, da es ja meist wünschenswert ist, dass viel gekaut wird. Bei der Diskussion der Ergebnisse wird jedoch angeführt, dass mehrmaliges Zupfen und dann erst Kauen dem natürlichem Bewegungsmuster beim Grasen entspricht. Fand ich interessant.
Erwähnenswert finde ich jedoch auch die Nebenbeobachtungen, die gut zeigen, dass es für eine gute Pferdehaltung nicht ausreicht, einfach die Boxenwände zu entfernen und mal einen Offenstall zu machen. Pferde haben in der Natur SEHR viel Platz, um sich entsprechend ihrer Rangfolge aus dem Weg zu gehen. Wenn man sie zu eng zusammen sperrt, bedeutet es vor allem für die rangniederen Pferde Stress.
Die 12 Stuten in dieser Studie haben laut Artikel Liegebereiche von insgesamt 170 m². Das ist eher großzügig. Die Gesamtfläche des Außenbereichs beträgt jedoch nur 715 m², das sind noch nicht einmal 60 m² pro Pferd. Dieses liegt zwar im Rahmen der deutschen Tierschutzrichtlinien, ist nach meiner Erfahrung jedoch zu wenig. Und auch die weiteren Beobachtungen dieser Studie zeigen an, dass vor allem die rangniederen Pferde viel Stress haben.
Hier sieht man, dass bei portionierter Heufütterung unbedingt ausreichend Fressplätze (mehr Plätze als Pferde) und genügend Platz da sein sollte, damit die rangniederen Pferde nicht zu sehr unter Stress geraten.
Erschreckend fand ich die Beobachtung der Liegezeiten:
Dieses bestätigt sich aus meiner Sicht auch bei den Aufenthaltszeiten in den Fressständern außerhalb der Fütterungszeiten. Wenn die Pferde nur zum Fressen hinein gehen, so stehen sie schon fast 5 Stunden in den Ständern.
Insgesamt bin ich kein Freund von Fressständern. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es für ein Fluchttier eine angenehme Fressposition ist. Wenn die rangniederen Pferde so oft und lange zusätzlich hineingehen, ist stark zu vermuten, dass sie sonst keine Chance haben, ausreichend zur Ruhe zu kommen.
Studie aus der Schweiz: Auswirkungen von Heunetzen auf die Fressgeschwindigkeit
Veröffentlicht am 22.2.2015
Am Schweizerischem Nationalgestüt (Agroscope) wurde ein wissenschaftlicher Versuch durchgeführt über den Einfluss von Heunetzen auf die Fressgeschwindigkeit.
Dazu wurde eine Gruppe von 12 Stuten in einem Offenstall beobachtet, (für die Untersuchung wurde das Verhalten von 6 daraus zufällig ausgesuchten Pferden protokolliert). Das Heu wurde in Fressständern angeboten. In diesen Ständern wurde es durch eine Netz abgedeckt und der Zugang zum Heu per Computer gesteuert. Dieses System wird Sparraufe genannt. Zu Nicht-Fresszeiten steht das Netz vor dem Heu senkrecht, so dass die Pferde nicht fressen können. Zu den einprogrammierten Fresszeiten liegt das Netz dann waagerecht auf dem Heu.
Die Stuten hatten immer eine Gesamtfresszeit von 300 Minuten pro Tag, wobei verschiedene Intervalle (5, 8 oder 12 Fresszeiten entsprechender Länge) pro Tag und verschiedene Netze (kein Netz, 4,5cm und 3 cm Maschenweite) getestet wurden. Es wurden zudem die Anzahl der Kauschläge erfasst, die Verdrängungen am Fressplatz, die Aufenthaltsdauer in den Fressständern und die Liegezeiten der Pferde.
Diese Arbeit wurde veröffentlicht in der Zeitschrift „Vet Journal, Nr.67, Dezember 2014“.
Ich fand die Ergebnisse und vor allem auch die „Neben-Beobachtungen“ dieser Studie interessant. Zunächst zu dem Haupt-Fokus der Untersuchung:
Bei 4,5 cm Netzen hat man nur einen geringen Effekt, bei den 3 cm Netzen jedoch schon eine deutlichere Verlangsamung bei der Futteraufnahme. Wenn man davon ausgeht, dass die gesamte Fresszeit gleich bleibt (in diesem Versuch war es so vorgegeben), dann nehmen die Pferde durch die engmaschigen Netze weniger Heu auf. Es ist demnach ein hilfreicher Schritt für lange Fresszeiten ohne Verfettung. Die Auswirkung der Netze wird allerdings je nach Heuart unterschiedlich ausfallen. Weicheres Heu und längere Halme gehen besser durch die Netze als zum Beispiel härteres Heu oder kurze Halme. Aber wie fast überall gibt es auch hier Ausnahmen:
Da auch die Anzahl der Kauschläge der Pferde protokolliert wurde, gab es eine weitere Aussage dieser Studie über das „Zupfen und Kauen“.
Ich habe das zunächst eher als negativen Effekt gesehen, da es ja meist wünschenswert ist, dass viel gekaut wird. Bei der Diskussion der Ergebnisse wird jedoch angeführt, dass mehrmaliges Zupfen und dann erst Kauen dem natürlichem Bewegungsmuster beim Grasen entspricht. Fand ich interessant.
Erwähnenswert finde ich jedoch auch die Nebenbeobachtungen, die gut zeigen, dass es für eine gute Pferdehaltung nicht ausreicht, einfach die Boxenwände zu entfernen und mal einen Offenstall zu machen. Pferde haben in der Natur SEHR viel Platz, um sich entsprechend ihrer Rangfolge aus dem Weg zu gehen. Wenn man sie zu eng zusammen sperrt, bedeutet es vor allem für die rangniederen Pferde Stress.
Die 12 Stuten in dieser Studie haben laut Artikel Liegebereiche von insgesamt 170 m². Das ist eher großzügig. Die Gesamtfläche des Außenbereichs beträgt jedoch nur 715 m², das sind noch nicht einmal 60 m² pro Pferd. Dieses liegt zwar im Rahmen der deutschen Tierschutzrichtlinien, ist nach meiner Erfahrung jedoch zu wenig. Und auch die weiteren Beobachtungen dieser Studie zeigen an, dass vor allem die rangniederen Pferde viel Stress haben.
Hier sieht man, dass bei portionierter Heufütterung unbedingt ausreichend Fressplätze (mehr Plätze als Pferde) und genügend Platz da sein sollte, damit die rangniederen Pferde nicht zu sehr unter Stress geraten.
Erschreckend fand ich die Beobachtung der Liegezeiten:
Dieses bestätigt sich aus meiner Sicht auch bei den Aufenthaltszeiten in den Fressständern außerhalb der Fütterungszeiten. Wenn die Pferde nur zum Fressen hinein gehen, so stehen sie schon fast 5 Stunden in den Ständern.
Insgesamt bin ich kein Freund von Fressständern. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es für ein Fluchttier eine angenehme Fressposition ist. Wenn die rangniederen Pferde so oft und lange zusätzlich hineingehen, ist stark zu vermuten, dass sie sonst keine Chance haben, ausreichend zur Ruhe zu kommen.