Offenstallwissen
Offenstallwissen
Ein Paddock Trail auf Teneriffa
Veröffentlicht am 9.5.2018, Fotos und Video von Julia Schrödl
Ein Offenstall in einer anderen Klimazone stellt einen vor ganz anderen Herausforderungen. Letztes Jahr im April bekam ich eine Anfrage zur Beratung/Planung eines Offenstalls für 2 Pferde im Süden von Teneriffa. Es gab ein 1 ha großes Grundstück, welches vorwiegend aus Kakteen und Felsen bestand.
Wir haben dann überlegt, wie wir die Fläche für die Pferde zugänglich machen können und es entstand die Idee, eine Art Paddock Trail durch die Kakteen zu gestalten. Bei der Begehung des Grundstücks fiel auf, dass es quasi unter den Kakteen doch einige Strukturen gab. Man konnte sowohl eher freiere Flächen als auch einen Hügel erkennen. Unter Berücksichtigung dieser Gegebenheiten entstand dann ein erster Plan.
Auf Wunsch der Betreiberin sollte es am Unterstand einen abtrennbaren Paddockbereich geben und ansonsten eine zentrale Heuraufe, die man mit einem Großballen befüllen kann.
Bei der Umsetzung gab es diverse Schwierigkeiten:
Es ging los bei den Behörden. Man kann zwar Offenstall ins Spanische übersetzen, aber trotzdem hat hier niemand eine Vorstellung, was das sein soll. Entsprechend mühsam ist es, eine Genehmigung zu bekommen. Wartezeiten von einem Jahr und mehr sind da keine Seltenheit. Irgendwie, mit viel Einsatz, hat die zukünftige Betreiberin jedoch eine Lösung gefunden und es konnte schließlich losgehen. Als erstes wurden die Weg erstellt und der Boden darunter sah überraschend gut aus :-)
Die Lage des Reitplatzes und der Wege wurde vor Ort noch etwas geändert und den vorgefundenen Gegebenheiten angepasst. Das nächste große Problem war dann das Setzen der Zaunpfosten. Der Boden ist extrem steinig und zwar mit einer besonders harten Variante des Lavasteins. Für jeden Pfosten musste der Bagger ein Loch graben, jedes Loch dauerte mindestens 1 Stunde und die Pfosten mussten dann alle einbetoniert werden (Außenzaun mit 85 Pfosten). Entsprechend hoch waren dadurch die Kosten für den Zaunbau.
Aus diesem Grund war es nicht möglich, die innen liegenden Beete auszuzäunen. Man entschied, dass man die Wege großzügiger anlegt und darauf hofft, dass die Pferde dann nicht durch die Kakteen rennen. Auf dem folgenden Foto sieht man das Gelände nach den ersten Baggerarbeiten.
Während der Bauphase gab es noch einige weitere Schwierigkeiten. Die Zaunbänder (ein besonders verletzungs- und ausbruchssicheres System aus Amerika) blieben in Barcelona im Zoll hängen und kamen erst mit einer Verspätung von 2 Monaten an. Die erste Baufirma für den Unterstand erwies sich leider als völlige Pleite. Nachdem sie den Großteil des vereinbarten Geldes bekommen hatten, waren sie verschwunden. Der Unterstand war nach Aussagen des Architektes einsturzgefährdet und man musste relativ aufwendig mit einer zweiten Baufirma korrigieren. Bei der Wasserfurt wurde neben der Teichfolie noch Kunstrasen eingesetzt. Dieser war jedoch nicht nur mit Sand, sondern auch mit Gummigranulat verfüllt, welches dann mühsam heraus gelöst werden musste.
Der Paddock Trail war somit um einiges teurer als erwartet und zudem später fertig als erwünscht .... aber schließlich war es soweit. In dem folgenden Video (erstellt von den Betreibern) sieht man den fertigen Offenstall bei der Einweihung.
In dem Artikel "Ein Unterstand mit Putzplatz" sieht man noch weitere Bilder und ein kleines Video zum Unterstand. Hier hat sich die Betreiberin eine aus meiner Sicht besonders schöne Umsetzung für integrierte Schubladen einfallen lassen.
Die beiden Pferde waren von Anfang an sehr entspannt und haben sich offensichtlich wohl gefühlt. Der 4-jährige ist sehr neugierig und steigt auch schon mal in die Kakteenfelder. Er kommt aber auch problemlos wieder raus :-) Kakteen werden hin und wieder etwas angeknabbert. Die Betreiberin muss dann schon mal kleine Stachel an den Nüstern entfernen. Ansonsten wurden die Moringabäume leider komplett vernichtet.
Der ältere Wallach hat sich die ersten Monate nicht hingelegt. Nachdem jetzt jedoch die eigentliche Toilette an der Hauptraufe als Liegeplatz umfunktioniert wurde, hat auch er seinen Schlafplatz gefunden.
Fazit: Zwei glückliche Pferde und eine Betreiberin, die mehr Zeit, Nerven und Geld investieren musste, als geplant, jetzt aber sehr zufrieden ist mit einem wunderschönen Paddock Trail auf Teneriffa.
Ein Paddock Trail auf Teneriffa
Veröffentlicht am 9.5.2018, Fotos und Video von Julia Schrödl
Ein Offenstall in einer anderen Klimazone stellt einen vor ganz anderen Herausforderungen. Letztes Jahr im April bekam ich eine Anfrage zur Beratung/Planung eines Offenstalls für 2 Pferde im Süden von Teneriffa. Es gab ein 1 ha großes Grundstück, welches vorwiegend aus Kakteen und Felsen bestand.
Wir haben dann überlegt, wie wir die Fläche für die Pferde zugänglich machen können und es entstand die Idee, eine Art Paddock Trail durch die Kakteen zu gestalten. Bei der Begehung des Grundstücks fiel auf, dass es quasi unter den Kakteen doch einige Strukturen gab. Man konnte sowohl eher freiere Flächen als auch einen Hügel erkennen. Unter Berücksichtigung dieser Gegebenheiten entstand dann ein erster Plan.
Auf Wunsch der Betreiberin sollte es am Unterstand einen abtrennbaren Paddockbereich geben und ansonsten eine zentrale Heuraufe, die man mit einem Großballen befüllen kann.
Bei der Umsetzung gab es diverse Schwierigkeiten:
Es ging los bei den Behörden. Man kann zwar Offenstall ins Spanische übersetzen, aber trotzdem hat hier niemand eine Vorstellung, was das sein soll. Entsprechend mühsam ist es, eine Genehmigung zu bekommen. Wartezeiten von einem Jahr und mehr sind da keine Seltenheit. Irgendwie, mit viel Einsatz, hat die zukünftige Betreiberin jedoch eine Lösung gefunden und es konnte schließlich losgehen. Als erstes wurden die Weg erstellt und der Boden darunter sah überraschend gut aus :-)
Die Lage des Reitplatzes und der Wege wurde vor Ort noch etwas geändert und den vorgefundenen Gegebenheiten angepasst. Das nächste große Problem war dann das Setzen der Zaunpfosten. Der Boden ist extrem steinig und zwar mit einer besonders harten Variante des Lavasteins. Für jeden Pfosten musste der Bagger ein Loch graben, jedes Loch dauerte mindestens 1 Stunde und die Pfosten mussten dann alle einbetoniert werden (Außenzaun mit 85 Pfosten). Entsprechend hoch waren dadurch die Kosten für den Zaunbau.
Aus diesem Grund war es nicht möglich, die innen liegenden Beete auszuzäunen. Man entschied, dass man die Wege großzügiger anlegt und darauf hofft, dass die Pferde dann nicht durch die Kakteen rennen. Auf dem folgenden Foto sieht man das Gelände nach den ersten Baggerarbeiten.
Während der Bauphase gab es noch einige weitere Schwierigkeiten. Die Zaunbänder (ein besonders verletzungs- und ausbruchssicheres System aus Amerika) blieben in Barcelona im Zoll hängen und kamen erst mit einer Verspätung von 2 Monaten an. Die erste Baufirma für den Unterstand erwies sich leider als völlige Pleite. Nachdem sie den Großteil des vereinbarten Geldes bekommen hatten, waren sie verschwunden. Der Unterstand war nach Aussagen des Architektes einsturzgefährdet und man musste relativ aufwendig mit einer zweiten Baufirma korrigieren. Bei der Wasserfurt wurde neben der Teichfolie noch Kunstrasen eingesetzt. Dieser war jedoch nicht nur mit Sand, sondern auch mit Gummigranulat verfüllt, welches dann mühsam heraus gelöst werden musste.
Der Paddock Trail war somit um einiges teurer als erwartet und zudem später fertig als erwünscht .... aber schließlich war es soweit. In dem folgenden Video (erstellt von den Betreibern) sieht man den fertigen Offenstall bei der Einweihung.
In dem Artikel "Ein Unterstand mit Putzplatz" sieht man noch weitere Bilder und ein kleines Video zum Unterstand. Hier hat sich die Betreiberin eine aus meiner Sicht besonders schöne Umsetzung für integrierte Schubladen einfallen lassen.
Die beiden Pferde waren von Anfang an sehr entspannt und haben sich offensichtlich wohl gefühlt. Der 4-jährige ist sehr neugierig und steigt auch schon mal in die Kakteenfelder. Er kommt aber auch problemlos wieder raus :-) Kakteen werden hin und wieder etwas angeknabbert. Die Betreiberin muss dann schon mal kleine Stachel an den Nüstern entfernen. Ansonsten wurden die Moringabäume leider komplett vernichtet.
Der ältere Wallach hat sich die ersten Monate nicht hingelegt. Nachdem jetzt jedoch die eigentliche Toilette an der Hauptraufe als Liegeplatz umfunktioniert wurde, hat auch er seinen Schlafplatz gefunden.
Fazit: Zwei glückliche Pferde und eine Betreiberin, die mehr Zeit, Nerven und Geld investieren musste, als geplant, jetzt aber sehr zufrieden ist mit einem wunderschönen Paddock Trail auf Teneriffa.