Offenstallwissen

Alte Pferde im Offenstall - ein Erfahrungsbericht des Stallbetreibers

Veterinäramt Hannover fördert Offenstallhaltung

Veröffentlicht am 9.12.2020 von Stefan Seyfarth

Ältere Pferde benötigen oft mehr Zuwendung, Zeit und Geld als in den jungen Jahren. Das geht von den Tierarztkosten und den Extra-Futtermitteln bis zum Spezialbeschlag. Auf der anderen Seite kann der Pferdebesitzer das Pferd altersbedingt oftmals nicht mehr zum Reiten nutzen oder nur noch in sehr beschränkter Form.

Leider habe ich in der Vergangenheit oft sehr bemühte Stallbetreiber kennengelernt, die sich auf ältere Pferde spezialisiert haben und sich sehr um diese Pferde kümmern - oft zu einem deutlich niedrigeren Preis als für ein normales Einstellpferd. Als Argument wird aufgeführt, dass die Besitzer für ein älteres Pferd nicht wirklich was zahlen wollen. Wenn dann noch ein zweites junges Pferd in einem anderen Stall untergebracht wird, sind die Besitzer zum Teil selten bei ihrem alten Pferd und der zusätzliche Aufwand bleibt bei den Stallbetreibern. Das kann zu viel Frust bei den Stallbetreibern führen und schließlich zur Aufgabe des Angebotes für Pferderentner. Wir machen jedoch ganz andere Erfahrungen.

Ältere Pferde auf Gut Heinrichshof

Obwohl Gut Heinrichshof durch die hochwertige und vielfältige Anlage in unserer Region eher zu den hochpreisigen Reitanlagen zählt, stehen bei uns viele ältere Pferde. Wir bekommen auch immer wieder Anfragen speziell zur Unterbringung der Pferderentner, obwohl man diese in kleinen Ställen ohne Reithalle viel günstiger unterbringen könnte

Als wichtiger Grund dafür werden oft die Bewegung in den Offenställen und die Form der Heufütterung genannt. Wir füttern Heu ad libitum und bemühen uns sehr um eine gute Heuqualität. Dadurch müssen die Besitzer zum einen nicht selber Heu zufüttern, zum anderen werden unnötige Tierarztkosten vermieden (angelaufenen Beine, Husten, Koliken).

Alte Pferde im Offenstall

Wir haben auf Gut Heinrichshof 28 Pferde, die 17 Jahre oder älter sind (also etwa ein Drittel aller Einsteller!). Von denen sind 6 Pferde über 25 Jahre alt. Sie stehen in allen Offenställen verteilt. Solange sie gut in der Herde integriert sind und es mit der Fütterung keine Probleme gibt, sind alle glücklich.

Zwei unserer Offenstallgruppen (Paddock Trail 1 und Wallachgruppe 2) sind verstärkt auf die Bedürfnisse älterer Pferde ausgerichtet. So füttern wir hier eher energiereiches, früher geschnittenes Heu, welches weicher und blattreicher ist als später geschnittenes, oder auch Heu von einem zweiten Schnitt. Ältere Pferde mit Zahnproblemen können dieses Heu besser kauen und somit auch besser verdauen. Des Weiteren sind die Laufwege in diesen Gruppen etwas kürzer und es gibt keine Hügel, über welchen die Pferde zwangsweise darüber gehen müssen. Dieses kommt den Pferden mit Arthrose entgegen.

Als weiteres Angebot haben wir Minilaufställe für jeweils 2 Pferde. Ist der Gesundheitszustand des Oldies für eine große Herde nicht mehr ausreichend gut, dann kann diese Haltungsform noch eine Alternative darstellen. 

Für einige ältere Pferde haben wir Speziallösungen gefunden, damit sie in ihren Herden bleiben können.

  • So kommt im Paddock Trail 2 ein älteres großes Warmblut zum Fressen in die Eingangs-Schleuse und wird von der Besitzerin am Abend mit Heucobs zugefüttert. In der gemischten Gruppe wird ebenfalls der Herdenchef zugefüttert.
  • Zwei ältere Pferde mit größeren Zahnproblemen haben in der Wallachgruppe 2 einen separaten Bereich (Box), in denen sie loses Heu zur Verfügung haben und zugefüttert werden können. Das Stallpersonal bringt sie 7 Uhr früh in die Box, wo sie ein zusätzliches Frühstück bekommen. Dabei können dann auch Medikamente gefüttert werden. Die Herde ist in der Zeit direkt nebenan im Liegebereich, womit ein gemeinsames Ruhen mit der Herde möglich ist. Nach der Haferfütterung der gesamten Herde um 9:30 Uhr kommen die beiden Herren zur Gruppe zurück. Für diese Sonderlösungen haben wir einen eigenen Preis vereinbart und es ist für alle Beteiligten eine faire Lösung.
  • Andere Pferdebesitzer nutzen selbständig die freistehenden Krankenboxen, um ihre älteren Pferde zum Beispiel mit Mash zu füttern. Es gibt zudem viele Absprachen zwischen den Besitzern der Pferde zur gegenseitigen Unterstützung.

Danke an die Einsteller

Wir beobachten auf Gut Heinrichshof, dass sich die Besitzer sehr hingebungsvoll um ihre alten Pferde kümmern und keinen Aufwand scheuen, um ihnen auch jenseits der aktiven Reitzeit ein schönes Leben zu ermöglichen. Das ist wirklich klasse und wir möchten an dieser Stelle mal allen DANKE sagen. Alle „Daumen hoch“ dafür :-)

Die Oldies in der Herde

Es ist immer wieder spannend die Pferde in der Herde zu beobachten. Ältere Pferde stehen manchmal abseits und suchen ihre Ruhe. Gleichzeitig strahlen diese Pferde für die Herde oft Ruhe bei Unsicherheiten aus. Da ist zum Beispiel der 27-jährige große Warmblüter Goldi im Paddock Trail 2. Er hat nur noch ein Auge und hört auch nicht mehr richtig. Trotzdem ist er voll integriert und die Herde nimmt Rücksicht auf ihn. Zu Sylvester bleibt er bei der Knallerei vollkommen cool (nicht nur weil er schlechter hört, er war schon immer so ruhig :-) ), und entspannt damit auch den Rest der Truppe. In dieser Herde hat auch der 28-jährige Isländer Sörli seinen festen Platz. An guten Tagen spielt er mit den anderen Isländern und wird dadurch fit gehalten. An anderen steht er eben nur am Heu und mümmelt.

Goldi allein

Goldi alleine unterwegs bei der Prüfung des Sonnensegels vor der Anbringung.

Goldi Herde

Goldi mitten in der Herde

Ältere Pferde im Offenstall sind eine Bereicherung. Wichtig ist jedoch, dass sie genug Platz bekommen, um sich bei Bedarf zurückzuziehen, dass sie zugefüttert werden können und dass sie die Möglichkeit haben sich hinzulegen. Gerade ältere Pferde brauchen oft mehr Ruhe und können sich wegen Gelenkbeschwerden schwerer hinlegen. Es braucht also ausreichend Platz im Unterstand, gute Zugänglichkeit durch mehrere Ein- und Ausgänge und eine weiche Unterlage.

Alte Pferde im Offenstall - ein Erfahrungsbericht des Stallbetreibers

Veterinäramt Hannover fördert Offenstallhaltung

Veröffentlicht am 9.12.2020 von Stefan Seyfarth

Ältere Pferde benötigen oft mehr Zuwendung, Zeit und Geld als in den jungen Jahren. Das geht von den Tierarztkosten und den Extra-Futtermitteln bis zum Spezialbeschlag. Auf der anderen Seite kann der Pferdebesitzer das Pferd altersbedingt oftmals nicht mehr zum Reiten nutzen oder nur noch in sehr beschränkter Form.

Leider habe ich in der Vergangenheit oft sehr bemühte Stallbetreiber kennengelernt, die sich auf ältere Pferde spezialisiert haben und sich sehr um diese Pferde kümmern - oft zu einem deutlich niedrigeren Preis als für ein normales Einstellpferd. Als Argument wird aufgeführt, dass die Besitzer für ein älteres Pferd nicht wirklich was zahlen wollen. Wenn dann noch ein zweites junges Pferd in einem anderen Stall untergebracht wird, sind die Besitzer zum Teil selten bei ihrem alten Pferd und der zusätzliche Aufwand bleibt bei den Stallbetreibern. Das kann zu viel Frust bei den Stallbetreibern führen und schließlich zur Aufgabe des Angebotes für Pferderentner. Wir machen jedoch ganz andere Erfahrungen.

Ältere Pferde auf Gut Heinrichshof

Obwohl Gut Heinrichshof durch die hochwertige und vielfältige Anlage in unserer Region eher zu den hochpreisigen Reitanlagen zählt, stehen bei uns viele ältere Pferde. Wir bekommen auch immer wieder Anfragen speziell zur Unterbringung der Pferderentner, obwohl man diese in kleinen Ställen ohne Reithalle viel günstiger unterbringen könnte

Als wichtiger Grund dafür werden oft die Bewegung in den Offenställen und die Form der Heufütterung genannt. Wir füttern Heu ad libitum und bemühen uns sehr um eine gute Heuqualität. Dadurch müssen die Besitzer zum einen nicht selber Heu zufüttern, zum anderen werden unnötige Tierarztkosten vermieden (angelaufenen Beine, Husten, Koliken).

Alte Pferde im Offenstall

Wir haben auf Gut Heinrichshof 28 Pferde, die 17 Jahre oder älter sind (also etwa ein Drittel aller Einsteller!). Von denen sind 6 Pferde über 25 Jahre alt. Sie stehen in allen Offenställen verteilt. Solange sie gut in der Herde integriert sind und es mit der Fütterung keine Probleme gibt, sind alle glücklich.

Zwei unserer Offenstallgruppen (Paddock Trail 1 und Wallachgruppe 2) sind verstärkt auf die Bedürfnisse älterer Pferde ausgerichtet. So füttern wir hier eher energiereiches, früher geschnittenes Heu, welches weicher und blattreicher ist als später geschnittenes, oder auch Heu von einem zweiten Schnitt. Ältere Pferde mit Zahnproblemen können dieses Heu besser kauen und somit auch besser verdauen. Des Weiteren sind die Laufwege in diesen Gruppen etwas kürzer und es gibt keine Hügel, über welchen die Pferde zwangsweise darüber gehen müssen. Dieses kommt den Pferden mit Arthrose entgegen.

Als weiteres Angebot haben wir Minilaufställe für jeweils 2 Pferde. Ist der Gesundheitszustand des Oldies für eine große Herde nicht mehr ausreichend gut, dann kann diese Haltungsform noch eine Alternative darstellen. 

Für einige ältere Pferde haben wir Speziallösungen gefunden, damit sie in ihren Herden bleiben können.

  • So kommt im Paddock Trail 2 ein älteres großes Warmblut zum Fressen in die Eingangs-Schleuse und wird von der Besitzerin am Abend mit Heucobs zugefüttert. In der gemischten Gruppe wird ebenfalls der Herdenchef zugefüttert.
  • Zwei ältere Pferde mit größeren Zahnproblemen haben in der Wallachgruppe 2 einen separaten Bereich (Box), in denen sie loses Heu zur Verfügung haben und zugefüttert werden können. Das Stallpersonal bringt sie 7 Uhr früh in die Box, wo sie ein zusätzliches Frühstück bekommen. Dabei können dann auch Medikamente gefüttert werden. Die Herde ist in der Zeit direkt nebenan im Liegebereich, womit ein gemeinsames Ruhen mit der Herde möglich ist. Nach der Haferfütterung der gesamten Herde um 9:30 Uhr kommen die beiden Herren zur Gruppe zurück. Für diese Sonderlösungen haben wir einen eigenen Preis vereinbart und es ist für alle Beteiligten eine faire Lösung.
  • Andere Pferdebesitzer nutzen selbständig die freistehenden Krankenboxen, um ihre älteren Pferde zum Beispiel mit Mash zu füttern. Es gibt zudem viele Absprachen zwischen den Besitzern der Pferde zur gegenseitigen Unterstützung.

Danke an die Einsteller

Wir beobachten auf Gut Heinrichshof, dass sich die Besitzer sehr hingebungsvoll um ihre alten Pferde kümmern und keinen Aufwand scheuen, um ihnen auch jenseits der aktiven Reitzeit ein schönes Leben zu ermöglichen. Das ist wirklich klasse und wir möchten an dieser Stelle mal allen DANKE sagen. Alle „Daumen hoch“ dafür :-)

Die Oldies in der Herde

Es ist immer wieder spannend die Pferde in der Herde zu beobachten. Ältere Pferde stehen manchmal abseits und suchen ihre Ruhe. Gleichzeitig strahlen diese Pferde für die Herde oft Ruhe bei Unsicherheiten aus. Da ist zum Beispiel der 27-jährige große Warmblüter Goldi im Paddock Trail 2. Er hat nur noch ein Auge und hört auch nicht mehr richtig. Trotzdem ist er voll integriert und die Herde nimmt Rücksicht auf ihn. Zu Sylvester bleibt er bei der Knallerei vollkommen cool (nicht nur weil er schlechter hört, er war schon immer so ruhig :-) ), und entspannt damit auch den Rest der Truppe. In dieser Herde hat auch der 28-jährige Isländer Sörli seinen festen Platz. An guten Tagen spielt er mit den anderen Isländern und wird dadurch fit gehalten. An anderen steht er eben nur am Heu und mümmelt.

Goldi allein

Goldi alleine unterwegs bei der Prüfung des Sonnensegels vor der Anbringung.

Goldi Herde

Goldi mitten in der Herde

Ältere Pferde im Offenstall sind eine Bereicherung. Wichtig ist jedoch, dass sie genug Platz bekommen, um sich bei Bedarf zurückzuziehen, dass sie zugefüttert werden können und dass sie die Möglichkeit haben sich hinzulegen. Gerade ältere Pferde brauchen oft mehr Ruhe und können sich wegen Gelenkbeschwerden schwerer hinlegen. Es braucht also ausreichend Platz im Unterstand, gute Zugänglichkeit durch mehrere Ein- und Ausgänge und eine weiche Unterlage.