Offenstallwissen

Offenstallwissen

​Heupause bei Heu ad libitum

Veterinäramt Hannover fördert Offenstallhaltung

​Veröffentlicht am ​​5.​​​​​​​5.201​​​​​9

Heu zur freien Verfügung (ad libitum) ist eigentlich die optimale Lösung. Pferde sind Dauerfresser. Ihr Magen-Darm-System ist auf die regelmäßige Zufuhr von strukturhaltigem Futter angewiesen. Sie sind daher am entspanntesten, wenn immer Futter zur Verfügung steht. Für den Stallbetreiber ist es zudem die einfachste Form der Fütterung. Man nutzt größere Heuraufen und muss diese nur alle 2-3 Tage wieder auffüllen. Leider funktioniert es oftmals trotzdem nicht gut, da die Pferde wegen des energiereichen ​Futters (im Vergleich zum mageren Steppengras in der Natur) schnell verfetten, vor allem wenn sie nur wenig bewegt werden. Und die Verfettung ist leider nicht nur ein kosmetisches Problem, sondern führt wie beim Menschen zu vielfältigen gesundheitlichen Problemen.

​Engmaschige Netze

​Viele Stallbetreiber verwenden engmaschige Heunetze zur Verlängerung der Fresszeit. Die Pferde sind mit dem Heufressen länger beschäftigt und es wird weniger Heu verschwendet. Bis zu einem gewissen Grad funktioniert das nach unserer Erfahrung gut. Abhängig von dem Energiegehalt des Futters reicht es jedoch zur Begrenzung der Fressmenge ​oft nicht aus, wenn man den Pferden noch ein ausreichend entspanntes Fressen ermöglichen möchte. ​​

Wählt man sehr kleine Netzöffnungen oder legt zwei Netze übereinander oder verwendet Heunetzkörbe mit Drahtumwickelungen, dann reduziert sich zwar die Heumenge sehr deutlich, aber viele Pferde haben dann nach unserer Erfahrung zu viel Stress beim Fressen (wenn das die alleinige Form der Fütterung ist). Die Pferde stehen fast ausschließlich an den Raufen oder Netzen und sie haben weniger Zeit zum Spielen und Schlafen.

​Wir verwenden eine Maschenweite von  ​4,5 cm und haben den Eindruck, dass ​die Pferde damit gut zurecht kommen. Wenn die Pferde dann trotzdem noch zu dick werden, bleibt als nächste Lösung nur die Begrenzung der Fresszeit. Und hier ist ein erster möglicher Schritt (wenn man nicht zur computergesteuerten Fütterung wechseln möchte) die Einführung einer Heupause von 2 bis maximal 4 Stunden.

Heupause: große Skepsis bei den Einstellern

​Wenn man in einem Pensionsbetrieb eine Heupause einführen möchte, dann muss man gute Nerven und viel Verständnis mitbringen. Viele Einsteller sind stark besorgt, dass so eine Fresspause ihren Pferden schaden könnte. Die größten Sorgen dabei sind:

  • ​​Zuviel Stress beim Absperren und Wiederöffnen der Raufen, Verletzungsgefahr.
  • ​​Probleme im Magen-Darm-Bereich durch die Fresspause, Gefahr von Magengeschwüren.
  • ​​Zu starke Abnahme durch weniger Futter.

Trotz starker Gegenwehr zu Beginn hat unser Betriebsleiter Stefan Seyfarth einen Versuch zur Heupause durchgesetzt. Seine Motivation lag jedoch nicht nur darin, die zu hohe Heuaufnahme zu begrenzen, sondern vor allem auch in der Beobachtung der unterschiedlichen Verhaltensweisen der Pferde im Sommer und im Winter.


​Unterschiedliches Pferdeverhalten im Sommer und im Winter

Letztes Jahr war uns wieder deutlich aufgefallen, dass die Offenstallhaltung bezüglich des Fress- und Schlafverhaltens in den Sommermonaten viel besser funktioniert als im Winter. Die Pferde machen von alleine viel größere Fresspausen. Die Herde mit 24h Weidezugang kommt meist zweimal am Tag selbständig in den vorderen Paddock und in den Unterstand. Nach dem Trinken und dem Abholen der Kraftfutterportion nehmen sich die Pferde Zeit zum Schlafen und Dösen, bevor sie dann irgendwann wieder zur Weide gehen. 

Und auch die Herden mit begrenzter Weidezeit und freiem Heuangebot machen häufiger lange Fresspausen. Dieses hängt sicherlich etwas mit der Belästigung durch die Insekten zusammen. Man beobachtet die längeren Fresspausen jedoch auch noch im Spätsommer, wenn die Stechfliegenzeit vorbei ist. Die Pferde machen alle einen entspannten Eindruck und die meisten haben einen besseren Futterzustand (eher passend als zu dick).

​In den Wintermonaten ändert sich dann jedoch das Verhalten. Die Pferde stehen die meiste Zeit an den Raufen. Auch wenn sie nicht fressen, halten sie sich eher in der Nähe der Raufen auf und man sieht die Pferde weniger liegen. Man hat den Eindruck, dass sie an den Raufen bleiben, "um nichts zu verpassen." Die gefährdeten Pferde haben größere Gewichtsprobleme.

Aus diesem Grund wurde also der Versuch der Heupause gestartet. In 5 Gruppen werden seitdem die Heuraufen einmal am Tag für 2-4 Stunden abgesperrt.

​Unsere Erfahrungen mit der Heupause nach den ersten Monaten

Die Erfahrungen sind überraschend positiv.

Die Pferde lassen sich sehr friedlich von den Heuraufen aussperren und auch beim Wiederöffnen der Raufen geht alles vollkommen entspannt zu.

Heupause Offenstall

Die Pferde nutzen die Heupause zum Schlafen und zum Spielen. Man hat den Eindruck, dass sie teilweise auch "nur" gewohnheitsmäßig an den Raufen stehen und daher jetzt mal wieder auf andere Ideen kommen bzw. Zeit für etwas anderes haben.

Offenstall, schlafende Pferde

Die verfütterten Heumengen haben sich leicht reduziert, die Pferde fressen also im Durchschnitt nicht nach der Pause entsprechend schneller oder mehr.

Die Mitarbeiter können viel einfacher und schneller während der Heupause die Flächen um die Heuraufen reinigen. Man hat somit eine Erspanis an Arbeitszeit und vor allem auch eine geringere Verletzungsgefahr für Pferde und Mitarbeiter.

Offenstall sauber machen

Die große Mehrzahl der Einsteller sind inzwischen sehr zufrieden, da sie ebenfalls beobachten, dass ihre Pferde gut mit der Pause zurechtkommen. Es gab viele Rückmeldungen, wie schön es ist, dass die Pferde nun wieder mehr liegen und auch mehr spielen. Mehrere fragten, ob man nicht sogar eine zweite Heupause am Tag einführen könnte. Es gab nur eine negative Rückmeldung. Bei dieser Besitzerin blieb die Besorgnis bzgl. Magenproblemen.

​Heupause bei Heu ad libitum

Veterinäramt Hannover fördert Offenstallhaltung

​Veröffentlicht am ​​5.​​​​​​​5.201​​​​​9

Heu zur freien Verfügung (ad libitum) ist eigentlich die optimale Lösung. Pferde sind Dauerfresser. Ihr Magen-Darm-System ist auf die regelmäßige Zufuhr von strukturhaltigem Futter angewiesen. Sie sind daher am entspanntesten, wenn immer Futter zur Verfügung steht. Für den Stallbetreiber ist es zudem die einfachste Form der Fütterung. Man nutzt größere Heuraufen und muss diese nur alle 2-3 Tage wieder auffüllen. Leider funktioniert es oftmals trotzdem nicht gut, da die Pferde wegen des energiereichen ​Futters (im Vergleich zum mageren Steppengras in der Natur) schnell verfetten, vor allem wenn sie nur wenig bewegt werden. Und die Verfettung ist leider nicht nur ein kosmetisches Problem, sondern führt wie beim Menschen zu vielfältigen gesundheitlichen Problemen.

​Engmaschige Netze

​Viele Stallbetreiber verwenden engmaschige Heunetze zur Verlängerung der Fresszeit. Die Pferde sind mit dem Heufressen länger beschäftigt und es wird weniger Heu verschwendet. Bis zu einem gewissen Grad funktioniert das nach unserer Erfahrung gut. Abhängig von dem Energiegehalt des Futters reicht es jedoch zur Begrenzung der Fressmenge ​oft nicht aus, wenn man den Pferden noch ein ausreichend entspanntes Fressen ermöglichen möchte. ​​

Wählt man sehr kleine Netzöffnungen oder legt zwei Netze übereinander oder verwendet Heunetzkörbe mit Drahtumwickelungen, dann reduziert sich zwar die Heumenge sehr deutlich, aber viele Pferde haben dann nach unserer Erfahrung zu viel Stress beim Fressen (wenn das die alleinige Form der Fütterung ist). Die Pferde stehen fast ausschließlich an den Raufen oder Netzen und sie haben weniger Zeit zum Spielen und Schlafen.

​Wir verwenden eine Maschenweite von  ​4,5 cm und haben den Eindruck, dass ​die Pferde damit gut zurecht kommen. Wenn die Pferde dann trotzdem noch zu dick werden, bleibt als nächste Lösung nur die Begrenzung der Fresszeit. Und hier ist ein erster möglicher Schritt (wenn man nicht zur computergesteuerten Fütterung wechseln möchte) die Einführung einer Heupause von 2 bis maximal 4 Stunden.

Heupause: große Skepsis bei den Einstellern

​Wenn man in einem Pensionsbetrieb eine Heupause einführen möchte, dann muss man gute Nerven und viel Verständnis mitbringen. Viele Einsteller sind stark besorgt, dass so eine Fresspause ihren Pferden schaden könnte. Die größten Sorgen dabei sind:

  • ​​Zuviel Stress beim Absperren und Wiederöffnen der Raufen, Verletzungsgefahr.
  • ​​Probleme im Magen-Darm-Bereich durch die Fresspause, Gefahr von Magengeschwüren.
  • ​​Zu starke Abnahme durch weniger Futter.

Trotz starker Gegenwehr zu Beginn hat unser Betriebsleiter Stefan Seyfarth einen Versuch zur Heupause durchgesetzt. Seine Motivation lag jedoch nicht nur darin, die zu hohe Heuaufnahme zu begrenzen, sondern vor allem auch in der Beobachtung der unterschiedlichen Verhaltensweisen der Pferde im Sommer und im Winter.


​Unterschiedliches Pferdeverhalten im Sommer und im Winter

Letztes Jahr war uns wieder deutlich aufgefallen, dass die Offenstallhaltung bezüglich des Fress- und Schlafverhaltens in den Sommermonaten viel besser funktioniert als im Winter. Die Pferde machen von alleine viel größere Fresspausen. Die Herde mit 24h Weidezugang kommt meist zweimal am Tag selbständig in den vorderen Paddock und in den Unterstand. Nach dem Trinken und dem Abholen der Kraftfutterportion nehmen sich die Pferde Zeit zum Schlafen und Dösen, bevor sie dann irgendwann wieder zur Weide gehen. 

Und auch die Herden mit begrenzter Weidezeit und freiem Heuangebot machen häufiger lange Fresspausen. Dieses hängt sicherlich etwas mit der Belästigung durch die Insekten zusammen. Man beobachtet die längeren Fresspausen jedoch auch noch im Spätsommer, wenn die Stechfliegenzeit vorbei ist. Die Pferde machen alle einen entspannten Eindruck und die meisten haben einen besseren Futterzustand (eher passend als zu dick).

​In den Wintermonaten ändert sich dann jedoch das Verhalten. Die Pferde stehen die meiste Zeit an den Raufen. Auch wenn sie nicht fressen, halten sie sich eher in der Nähe der Raufen auf und man sieht die Pferde weniger liegen. Man hat den Eindruck, dass sie an den Raufen bleiben, "um nichts zu verpassen." Die gefährdeten Pferde haben größere Gewichtsprobleme.

Aus diesem Grund wurde also der Versuch der Heupause gestartet. In 5 Gruppen werden seitdem die Heuraufen einmal am Tag für 2-4 Stunden abgesperrt.

​Unsere Erfahrungen mit der Heupause nach den ersten Monaten

Die Erfahrungen sind überraschend positiv.

Die Pferde lassen sich sehr friedlich von den Heuraufen aussperren und auch beim Wiederöffnen der Raufen geht alles vollkommen entspannt zu.

Heupause Offenstall

Die Pferde nutzen die Heupause zum Schlafen und zum Spielen. Man hat den Eindruck, dass sie teilweise auch "nur" gewohnheitsmäßig an den Raufen stehen und daher jetzt mal wieder auf andere Ideen kommen bzw. Zeit für etwas anderes haben.

Offenstall, schlafende Pferde

Die verfütterten Heumengen haben sich leicht reduziert, die Pferde fressen also im Durchschnitt nicht nach der Pause entsprechend schneller oder mehr.

Die Mitarbeiter können viel einfacher und schneller während der Heupause die Flächen um die Heuraufen reinigen. Man hat somit eine Erspanis an Arbeitszeit und vor allem auch eine geringere Verletzungsgefahr für Pferde und Mitarbeiter.

Offenstall sauber machen

Die große Mehrzahl der Einsteller sind inzwischen sehr zufrieden, da sie ebenfalls beobachten, dass ihre Pferde gut mit der Pause zurechtkommen. Es gab viele Rückmeldungen, wie schön es ist, dass die Pferde nun wieder mehr liegen und auch mehr spielen. Mehrere fragten, ob man nicht sogar eine zweite Heupause am Tag einführen könnte. Es gab nur eine negative Rückmeldung. Bei dieser Besitzerin blieb die Besorgnis bzgl. Magenproblemen.